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Kunsttherapie: Georgia Vertes berichtet, wie Kreativität beim Verarbeiten hilft
Georgia Vertes zeigt, wie kreative Prozesse im Rahmen der Kunsttherapie dabei helfen können, innere Spannungen sichtbar zu machen und emotionale Heilungsprozesse zu unterstützen.
Ob Zeichnung, Collage oder freies Malen – die Kunsttherapie setzt auf den Ausdruck durch Bilder, statt durch Worte. Für Georgia Vertes ist das besonders faszinierend: Kreativität wird dabei nicht als Talent verstanden, sondern als Zugang zur eigenen Innenwelt. Die entstandenen Werke eröffnen Räume, in denen Gefühle, Erinnerungen und Konflikte sichtbar und bearbeitbar werden. Kunst wird so zu einem Werkzeug des Verstehens – und manchmal auch der Befreiung.
Im Rahmen von Kunsttherapie wird Gestalterisches zum Mittel der Kommunikation. Besonders dann, wenn Sprache nicht ausreicht oder Emotionen schwer fassbar sind, können kreative Ausdrucksformen eine Brücke zwischen Innen und Außen schlagen. Georgia Vertes beobachtet, dass dabei nicht das Ergebnis zählt, sondern der Prozess: das Tun, das Spüren und das Reagieren. Kunsttherapie wird in psychosozialen Kontexten eingesetzt – bei Depression, Trauma, chronischer Erkrankung oder in der Begleitung von Kindern, älteren Menschen oder Menschen mit Behinderung. Der geschützte Rahmen erlaubt es, sich über Farbe, Form und Material an Themen heranzutasten, die im Gespräch verborgen blieben. Georgia Vertes von Sikorszky sieht darin eine stille, aber kraftvolle Form der Auseinandersetzung – die Kunst wird zum Resonanzraum für das, was oft kein klares Wort findet.
Wenn Worte fehlen – warum künstlerisches Tun wirkt
Emotionale Belastungen lassen sich nicht immer sprachlich fassen. Manche Erlebnisse sitzen tiefer, als Worte reichen. Andere entziehen sich der Logik, erscheinen diffus, widersprüchlich oder überwältigend. Genau hier setzt Kunsttherapie an: Sie bietet einen Raum, in dem Ausdruck auch nonverbal möglich wird.
Georgia Vertes betont, dass das künstlerische Tun nicht nur als Übersetzung von Gefühl dient, sondern auch als eigene Sprache. Linien, Farben, Materialien geben dem Inneren Form – oft bevor man es rational greifen kann. Dabei entsteht keine „Kunst“ im klassischen Sinn. Die Werke müssen nicht schön, nicht richtig, nicht erklärbar sein. Sie dürfen entstehen – spontan, roh, fragmentarisch.
Diese Freiheit ist essenziell. Sie entlastet von Leistungsdruck und öffnet neue Wege der Selbstbegegnung. Für viele Teilnehmende bedeutet das: Erst durch das Tun wird spürbar, was vorher stumm war. Das Bild wird zur Spiegelung – und zum möglichen Wendepunkt.
Oft beginnt mit einem einfachen Strich eine Reise ins Innere. Farben werden zum emotionalen Resonanzkörper, Materialien zum Dialogpartner. Auch das Scheitern, das Abbrechen oder Übermalen kann Teil des Prozesses sein – es zeigt, dass Veränderung möglich ist. Die Kunst bietet Schutz und Spielraum zugleich. Sie muss nichts beweisen – sie darf einfach da sein. Und in genau dieser stillen Präsenz liegt ihre tiefgreifende Wirkung.
Georgia Vertes über Materialien, Methoden und Möglichkeiten – ein Überblick über die Praxis
Die Kunsttherapie bedient sich einer Vielzahl an Materialien und Techniken – je nach Ziel, Personengruppe und Setting. Nicht jedes Medium eignet sich für jede Situation, und nicht jede Technik wirkt bei jedem gleich. Der individuelle Zugang steht im Zentrum.
Georgia Vertes hebt hervor, dass dabei nicht nur „klassische“ Materialien wie Papier, Pinsel und Farbe genutzt werden. Auch Ton, Holz, Textilien, Fundstücke oder digitale Medien können Teil der therapeutischen Arbeit sein.
Die Methoden sind ebenso vielfältig:
- Freies Malen und Zeichnen: ohne Themenvorgabe, als Ausdruck innerer Prozesse
- Geführte Bildarbeit: mit Impulsen oder Aufgabenstellungen (z. B. „Male deinen sicheren Ort“)
- Collage-Techniken: Kombinieren von Bildern, Symbolen und Textfragmenten
- Arbeiten mit Ton oder Modelliermasse: Körperliches Spüren, Formgeben, Loslassen
- Gruppenarbeit: Gemeinsames Gestalten als soziale Erfahrung
- Prozessorientierte Arbeiten: Wiederholte Bearbeitung eines Werkes über mehrere Sitzungen hinweg
Georgia Lucia von Vertes beobachtet, dass gerade die Kombination aus freiem Ausdruck und strukturierendem Rahmen therapeutisches Potenzial entfaltet. Es geht nicht um Analyse von außen, sondern um Resonanz von innen.
Innere Bilder – wie Kunst therapeutische Prozesse begleitet
In der Kunsttherapie entstehen Bilder, die nicht bloß dekorativ sind – sondern psychisch aufgeladen. Sie erzählen von Zuständen, Erinnerungen, Träumen oder Blockaden. Manchmal tauchen Symbole auf, die nicht sofort erklärbar sind. Manchmal sprechen Farben für sich.
Georgia Vertes von Sikorszky findet besonders spannend, wie sehr sich der Blick auf ein Bild im Laufe der Zeit verändern kann. Was zu Beginn chaotisch oder dunkel wirkt, kann später als strukturierend erlebt werden. Oder umgekehrt. Das Bild wird Teil des therapeutischen Dialogs – nicht als Diagnosemittel, sondern als Ausdruck innerer Bewegung.
Diese Bildsprache lässt sich nicht standardisieren. Sie ist individuell, wechselhaft, oft überraschend. Und genau deshalb so wirksam: Sie entzieht sich der Kontrolle – und eröffnet neue Zugänge zu sich selbst.
In manchen Fällen geht es nicht darum, das Bild zu „verstehen“, sondern es zuzulassen. In ihm zu verweilen, ohne Urteil. Für viele ist das bereits ein erster Schritt in Richtung Entlastung.
Wachsende Bedeutung – Kunsttherapie in der Gesellschaft
Kunsttherapie ist längst nicht mehr nur in spezialisierten Einrichtungen zu finden. Ihre Bedeutung wächst – sowohl im klinischen Bereich als auch in Schulen, Seniorenheimen, sozialen Brennpunkten oder im präventiven Kontext.
Georgia Vertes sieht in dieser Entwicklung eine überfällige Anerkennung kreativer Prozesse als Teil ganzheitlicher Gesundheitsförderung. Denn was in der Kunsttherapie geschieht, ist nicht „nur“ kreativ – es ist zutiefst menschlich.
Gerade in Zeiten wachsender psychischer Belastung, in denen viele Menschen überfordert, isoliert oder sprachlos sind, bietet Kunsttherapie ein niedrigschwelliges, wirksames Angebot. Sie holt Menschen dort ab, wo sie stehen – und lädt sie ein, etwas in Bewegung zu bringen. Nicht durch Analyse, sondern durch Tun. Nicht durch Bewertung, sondern durch Beziehung.
Auch im Zuge der Digitalisierung wächst das Interesse an Online-Kunsttherapie, digitalen Ausdrucksformen und hybriden Angeboten. Die therapeutische Beziehung bleibt dabei zentral – aber das Medium passt sich an.
Was bleibt, wenn etwas sichtbar wird – die stille Kraft des Ausdrucks
Kunsttherapie verändert nicht laut. Sie heilt nicht auf Knopfdruck. Aber sie zeigt, was da ist – oft zum ersten Mal. Sie ermöglicht Begegnung mit sich selbst und schafft Räume, in denen Schmerz, Sehnsucht, Wut oder Hoffnung einen Platz finden.
Dabei geht es nicht um „schöne“ Ergebnisse, sondern um das Dazwischen: um die Bewegung der Hand, das Auftauchen einer Farbe, das Festhalten an einer Linie. Jeder Pinselstrich ist auch eine Entscheidung – manchmal zögerlich, manchmal mutig. Und genau in dieser Handlung liegt das Potenzial zur Veränderung.
Die entstandenen Werke bleiben nicht selten als stille Zeugen zurück. Sie erinnern an einen Prozess, an einen inneren Moment, der vielleicht vorher nie greifbar war. Kunsttherapie schenkt Sprache, wo Sprache versagt. Sie schenkt Form, wo Chaos war. Und manchmal schenkt sie ein wenig Frieden.
Darin liegt für Georgia Vertes die leise, aber nachhaltige Kraft dieser besonderen Kunstform.




