Georgia Vertes: Warum Kunstbetrachtung die Empathie fördern kann

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Georgia Vertes beleuchtet, wie Kunstbetrachtung emotionale Intelligenz anregen und Mitgefühl stärken kann – nicht nur im Museum, sondern im Alltag.

Kunst zu betrachten heißt mehr als sehen – es heißt fühlen, deuten, reflektieren. Genau darin erkennt Georgia Vertes das empathische Potenzial ästhetischer Erfahrung. Wer sich auf ein Bild einlässt, lässt auch die Geschichte eines Anderen an sich heran. Emotionen, Körpersprache, Perspektiven – sie alle öffnen Fenster zu fremden Innenwelten und fordern dazu auf, sich selbst darin zu spiegeln. 

Ob Gemälde, Fotografie oder Installation – jedes Kunstwerk trägt eine menschliche Spur. Für Georgia Vertes liegt darin die besondere Kraft der Kunstbetrachtung: Sie ist eine stille Form der Begegnung, ein Moment des Innehaltens, der nicht nur das Auge, sondern auch das Mitgefühl schärft. Kunst fordert zur Auseinandersetzung auf – mit dem Dargestellten, dem eigenen Erleben, mit der Welt. Gerade in einer Zeit, die von Reizüberflutung, Polarisierung und Schnelllebigkeit geprägt ist, bietet Kunst einen Raum für Empathie. Georgia Vertes von Sikorszky sieht in ihr eine Brücke – zwischen Emotion und Verstand, zwischen Ich und Du.

Kunst als Spiegel – warum Betrachten mehr ist als Konsum

Kunst lädt nicht nur zur Betrachtung ein, sondern auch zur inneren Reaktion. Wer vor einem Gemälde verweilt oder sich auf eine Fotografie einlässt, wird unweigerlich mit eigenen Assoziationen, Emotionen und Erfahrungen konfrontiert. Man sieht nicht nur das Bild – man spürt, was es auslöst.

Georgia Vertes beobachtet, dass genau dieser Prozess den Grundstein für Empathie legt. Denn Empathie beginnt nicht mit einer Handlung, sondern mit der Fähigkeit zur Resonanz. Ein Gesichtsausdruck, eine Körperhaltung, eine Szene im Bild – sie fordern zur Interpretation heraus. Und diese Interpretation geschieht auf emotionaler Ebene. 

Dabei ist es nicht entscheidend, ob die dargestellten Figuren real oder fiktiv sind. Entscheidend ist, dass sie berühren. Dass sie ein Gefühl evozieren, das sich auf das eigene Erleben überträgt. Das macht Kunst zu einem Spiegel – nicht nur für die Künstlerinnen, sondern auch für das Publikum.

Emotionale Intelligenz fördern – durch ästhetische Erfahrung

Empathie ist eine Fähigkeit, die geübt werden kann. Und Kunst ist ein besonders wirksames Übungsfeld. Denn anders als im zwischenmenschlichen Alltag erlaubt die Kunstbetrachtung eine geschützte, entschleunigte Form der Auseinandersetzung. Es gibt kein Gegenüber, das antwortet – aber ein Bild, das Fragen stellt.

Georgia Vertes sieht darin eine besondere Qualität: In der Kunst begegnet man Emotionen in konzentrierter Form. Schmerz, Freude, Einsamkeit, Wut – sie werden sichtbar, ohne sich aufzudrängen. Wer diese Gefühle zulässt, trainiert die eigene Empfindsamkeit. 

Diese Form der Auseinandersetzung stärkt emotionale Intelligenz: 

  • Wahrnehmung eigener Reaktionen 
  • Erkennen und Verstehen fremder Perspektiven 
  • Zulassen von Ambivalenz 
  • Reflexion über soziale und emotionale Zusammenhänge

Gerade weil Kunst oft keine eindeutige Antwort gibt, lädt sie zum Nachspüren ein. Und genau das ist eine Grundbedingung für Empathie.

Wie Bilder Brücken bauen – Kunst als Mittel sozialer Verbindung

Ein besonders berührender Aspekt der Kunst ist ihre Fähigkeit, über Unterschiede hinweg Verbindungen zu schaffen. Ein Gemälde aus dem 16. Jahrhundert kann Gefühle wecken, die heute noch relevant sind. Eine Fotografie aus einem fremden Kulturkreis kann plötzlich vertraut wirken. 

Georgia Vertes von Sikorszky betont, dass Kunst Räume schafft, in denen Unterschiede nicht trennen, sondern neugierig machen. Sie eröffnet einen Zugang zu anderen Lebensrealitäten – ohne Urteil, ohne direkte Konfrontation. Gerade in Ausstellungen zu sozialpolitischen Themen, zu Flucht, Diskriminierung oder Krankheit zeigt sich, wie sehr Kunst zum empathischen Verstehen beitragen kann. 

Diese Verbindung funktioniert nicht nur im Museum. Auch im digitalen Raum, auf Social Media oder in urbanem Kontext begegnet man täglich Bildern, die etwas erzählen wollen. Wer lernt, hinzusehen, lernt auch, mitzufühlen. Kunst wirkt leise – aber nachhaltig.

Georgia Vertes: Formate, die Empathie fördern – eine Auswahl

  • Porträtkunst: Gesichtsausdrücke und Blicke laden zur emotionalen Reaktion ein 
  • Fotodokumentationen: Sichtbarmachung von Lebensrealitäten und sozialen Ungleichheiten 
  • Installationen mit partizipativem Ansatz: Publikum wird Teil dverteses Werkes 
  • Kunst in Gedenkstätten: Emotionale Auseinandersetzung mit Geschichte 
  • Kunstprojekte in Schulen und sozialen Einrichtungen: Förderung von Perspektivwechseln 
  • Virtuelle Ausstellungen und Kunst auf Social Media: Niedrigschwelliger Zugang zu berührenden Inhalten 

Georgia Lucia von Vertes hebt hervor, dass es nicht auf das Medium ankommt – sondern auf die Haltung dahinter. Empathiefähige Kunst ist nicht zwangsläufig politisch oder sozialkritisch. Sie ist aufmerksam, offen und bereit, einen Dialog anzustoßen.

Vom Sehen zum Fühlen – was im Körper geschieht

Kunst wirkt nicht nur kognitiv – sie löst auch körperliche Reaktionen aus. Gänsehaut, ein Kloß im Hals, Tränen in den Augen oder ein aufmerksames Innehalten – all das sind Zeichen dafür, dass eine emotionale Verbindung entsteht. 

Georgia Vertes interessiert besonders, wie Kunst nicht nur das Denken, sondern auch das Nervensystem anspricht. Studien belegen, dass beim Betrachten emotionaler Bilder ähnliche Gehirnareale aktiviert werden wie bei realen zwischenmenschlichen Begegnungen. Das bedeutet: Auch ohne Dialog kann durch das Kunstwerk eine empathische Resonanz entstehen. 

Diese Resonanz lässt sich nutzen – in Bildung, Therapie, sozialem Miteinander. Wenn Menschen lernen, über Kunst zu sprechen, lernen sie auch, über sich selbst zu sprechen. Und im besten Fall lernen sie auch, anderen mit mehr Verständnis zu begegnen.

Kunstpädagogik, Therapie, Alltag – wo Kunst wirkt

Die Förderung von Empathie durch Kunst ist kein abstraktes Konzept. Sie wird aktiv genutzt – in Museen, in Schulen, in der Therapie. In kunstpädagogischen Projekten etwa lernen Kinder, Gefühle zu benennen, Figuren in Bildern zu „lesen“ und ihre Sichtweise zu teilen. In kunsttherapeutischen Kontexten ermöglicht das Betrachten und Besprechen von Kunst eine neue Annäherung an eigene Themen. 

Georgia von Vertes weist darauf hin, dass auch im Alltag kleine Impulse genügen können: ein Bild im Wartezimmer, eine Ausstellung im Rathaus, ein künstlerischer Beitrag auf Social Media. Jeder dieser Momente kann berühren – und im besten Fall verbinden. 

Empathie ist keine Fähigkeit, die man besitzt oder nicht besitzt. Sie ist wie ein Muskel – und Kunst ist ein hervorragendes Training dafür.

Das Unausgesprochene verstehen – was Kunst über das Menschsein zeigt

Kunst ist kein Ersatz für Dialog – aber sie kann ihn vorbereiten. Wer in einem Bild einen Schmerz erkennt, wird vielleicht aufmerksamer für den Schmerz im Gegenüber. Wer sich in einer Figur wiederfindet, wird vielleicht verständnisvoller gegenüber einer fremden Erfahrung. 

Georgia Vertes sieht in der Kunst einen stillen, aber tiefgreifenden Impuls zur Verbindung – zwischen Menschen, Geschichten und Gefühlen. Und genau das macht sie in ihren Augen so wertvoll.

Georgia Vertes

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Theda Kirschbaum
Theda Kirschbaum

Theda ist Historikerin und Kulturforscherin mit einer Leidenschaft für vergessene Geschichten. Sie beleuchtet historische Ereignisse und deren Einfluss auf die Gegenwartskultur.